Biografie

Vita

1953 geboren in Werneck und aufgewachsen in Unterfranken
 1979-1989 erste Studien im Bereich Malerei und Grafik
Schülerin von Prof. Wieland, München
später Ateliergemeinschaft mit Prof. Wieland und A.Jobst in München und Weilheim
 seit 1989 freischaffend tätig in Würzburg
seit 1995 die ersten Skulpturen entstehen
1. Ausstellung in Würzburg
es folgen viele Ausstellungen in ganz Deutschland mit dem Schwerpunkt „Plastiken“
 seit 2014 Malerei und Zeichnungen bekommen wieder mehr Raum
Mitglied der Vereinigung Kunstschaffender Unterfranken (VKU) und im Berufsverband Bildender Künstler (BBK)
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Der Mensch des modernen Alltags steht im Zentrum des künstlerischen Schaffens von Hilde Würtheim. Mit ihren lebensgroßen Figuren aus Ton beschreibt die Würzburger Bildhauerin eine ihr ganz eigene Welt, die jedoch jedem Betrachter vertraut ist.

Hilde Würtheim – Menschen

Dieses nah Vertraute nun im Abbild der Kunst wiederzufinden – darin liegt das Verblüffende und die große Faszination bei der Begegnung mit ihren Plastiken. Das besondere Wesen von Würtheims Figuren sind menschliches Verhalten und eine körperliche Präsenz, die unaufdringlich aber wirklichkeitsnah das Umfeld des Aufenthaltsortes bestimmen. Unter der feinen Beobachtungsgabe der Künstlerin entwickelt sich die Figur zur Persönlichkeit mit kleinen Eigenheiten und individuellem Befinden. In der Körpersprache dominiert die verlebendigende Nuance im Ausgleich zur zurückhaltenden Bewegung und innernen Ruhe. Die Figuren fügen sich selbstverständlich in die Umgebung ein und eröffnen einen leisen Dialog zwischen Betrachter und Raum. Der besondere Realitätscharakter einer Würtheim-Figur liegt in ihrer auffallenden Natürlichkeit. Die Überzeugungskraft ihrer Erscheinung beruht jedoch nicht auf der direkten Nachbildung, sondern rührt aus der zarten Abkehr von der tatsächlichen Natur. Hilde Würtheims Formfindung konzentriert summarisch das Wesentliche und verliert sich nicht im Detail. Der Arbeitsvorgang mit Ton und Farbe bleibt sichtbar und erzwingt keine „Täuschung“.
Die partielle Bemalung trennt Bekleidung von Haut, sichtbar belassen als gebrannter Ton. Würtheim verwendet keine Glasuren sondern gelöste Pigmente, die, nach dem Brand aufgetragen, in die poröse Oberfläche dringen.Im Umgang mit Farbe äußert sich spürbar die ursprüngliche Ausbildung der Bildhauerin. Denn die ersten Jahre ihres künstlerischen Werdegangs (1979-1989) widmete sie sich ausschließlich der Malerei und Zeichnung (Portrait, Akt, Landschaft, Stillleben), bis sie ihre Leidenschaft für das Modellieren entdeckte. Mit dem Pinsel akzentuiert sie Gesichtszüge, Blick und den unmerklichen Anflug eines Lächelns, das den Figuren ihre sympathische Aura verleiht. Das eindringliche Freundliche der meist ernsten Gestalten ist charakteristisch und zeugt von Würtheims ungebrochener Zuneigung für den Menschen.

Ob Frau, Mann oder Kind – sie alle finden im Werk der Bildhauerin ihre Würdigung; doch die Vorliebe richtet sich unverkennbar auf das Abbild der jugendlich weiblichen Figur. In ihrer heiteren Präsentation konzentriert sich Würtheim auf die Variation der Sitzhaltung. Die wetterfesten Figuren nehmen verteilt Platz  – im Inneren, im Hof und im Garten. Dadurch entspannt sich ein reizvolles Wechselspiel zwischen Drinnen und Draußen – zwischen Figur, Architektur und Natur – und bietet so ein unterhaltsames Vergnügen.

Text: Dr. Franzika Bachner